ANTOLL MA

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FRANCE, Aix-en-Provence, 1975 (24 Jahre alt)

Antoll MA 24 Jahre alt
Antoll MA 24 Jahre alt
Aix-en-provence
Aix-en-provence - France

Seit ich in dieser Universitätsstadt bin, fasziniert mich die Anwesenheit eines mächtigen Steinblocks. Er ist strahlend weiss und hebt sich deutlich vom blauen Himmel ab. Allein zeichnet er, nur wenige Kilometer entfernt eine Reliefbewegung über der Stadt auf. Ich denke intensif über diesen Felsvorsprung nach.

Eines Tages fühle ich eine innere Erleuchtung. Ich spüre eine Anziehung. Getrieben von dem Wunsch, mit diesen sogenannten fremden Individuen zu kommunizieren, suche ich eine Karte der Region. Auf meinem Balkon ziehe ich Bilanz. Ich markiere den Zugang zu diesem Steinblock. Man nennt ihn “< Colombier ”>. Ein kleiner Pfad führt zum Fuss des Hügels. Ich nehme die Strasse von Tholonet, die von Maler Paul Cézanne, um dorthin zu kommen. Ich erinnere mich an den Pfad auf der Karte. Ich gehe langsam die kleine, steile, steinige Strasse entlang, um nicht ausser Atem zu kommen. Sie führt zu einem hübschen Gebäude mit vielen Fenstern. Ich gehe vorsichtig an dem Haus vorbei. Ich komme an eine Lichtung. Viel zu nah am Haus

Ich gehe diskret weiter, um nicht aufzufallen. Dank einer Piste, die von Dickicht umgeben ist, finde ich nach zweihundert Metern einen idealen Landeplatz. Es handelt sich um eine Lichtung, vierzig mal sechzig Meter gross, mit geringen Schäden. Diese Landplattform entspricht genau meinen Erwartungen. Rundum niemand, keine Häuser mehr. Ich stelle mich auf ein kleines Plateau. Auf beiden Seiten befinden sich bewaldete Täler. In der Mitte steht allein eine junge Kiefer. Hier werden meine Nachtausfüge stattfinden.

Aix Kontaktzone 1975
Aix Kontaktzone 1975

Heute ist Dienstag, der 18. März 1975. Mitten in der Nacht gehe ich zum ersten Mal zum Treffpunkt. Meine Atmung wird hektisch und mein Gang ruckartig. Die steile Strasse wird immer dunkler. Wie werde ich überrascht werden, dem Unbekannten so zu trotzen? Es könnte gefährlich, ja sogar sehr gefährlich werden. Egal, wie riskant es ist, ich kann nicht zurück. Ich habe mich entschieden, die Wahrheit zu erfahren. Ich brauche sie. Durch das Daheimbleiben wird mir nichts offenbart. Über meinem Kopf strahlt der Sternenschein sanfte Klarheit aus. Sie sind wirklich hier. Ich bleibe stehen und schaue sie mir an. Mich beruhigt der Gedanke, dass es da draussen in der Ferne sicherlich intelligente Wesen gibt, die viel besser sind als wir. Vielleicht hören sie mich und kommen, ohne mich zu erschrecken, nehmen Kontakt mit mir auf. Ich habe mich entschieden herauszufinden, was verborgen ist. Es ist mir egal, ob mein Körper unter den Folgen leidet. Von Zeit zu Zeit halte ich inne, um der Stille zuzuhören. Dann suche ich hinter mir nach einem möglichen Eindringling. Ich bleibe unwiderruflich allein, gut so. Meine Anwesenheit an diesem Ort bleibt geheim.

Auf Hausebene angekommen, schreite ich still weiter. Wie ein Schatten, im Halbdunkel, gehe ich am Haus vorbei, ohne bemerkt zu werden. Während des Marsches im dunklen Wald, zwischen den beiden Lichtungen, wird die Umarmung der Angst unaufhaltsam fester. Endlich komme ich zur Stelle. Trotz meiner unfreiwilligen Apnoe überkommt mich ein Zustand süsser Glückseligkeit. Ich versuche, mich in diese natürliche Umgebung eizufügen, die einzige Möglichkeit, psychisch unbemerkt an den gewaltigen Kräften vorbeizukommen, falls es sie gibt. In diesen Momenten tauchen alle möglichen magischen Gedanken, die in mir begraben sind, wieder auf. Endlich, hier bin ich, hier komme ich.

Ich begebe mich in den kahlen Bereich des Geländes. Über meinem Kopf kommen die wunderschönen Sternkonstallationen am Himmel der Provence hervor. Ich sehe in der Ferne andere Lichter, die der Stadt und der isolierten Häuser im Tal. Meine Ruhe erlaubt mir, mich besser unter dem Himmel zu konzentrieren. Es wäre besser, mich so schnell wie möglich zu entfernen, um einer mutmasslichen Landung nicht im Wege zu stehen.

Gegend Aix
Gegend Aix

Ich bleibe im Dämmerlicht und traue mich nicht, die Lichtung zu verlassen. Ich fürchte, dass aus den dunklen Wäldern eine Form unaussprechlichem Grauens kommt. Plötzlich durchzieht ein schrecklicher Schrei die Nacht. Mein Herz schrumpft. Instinktiv nehme ich Zuflucht in der Nähe eines Baumes. Es war nur eine Eule, die mir Angst gemacht hat

Wieviel Uhr ist es? Ein Uhr morgens. Ich muss nach hause. Während dieser drei Stunden mentalen Zuhörens aus den Tiefen des Universums geschah absolut nichts. Am Freitag, dem 21. März 1975, wiederholte ich meinen Versuch von halb zehn bis null Uhr dreissig. Zwar mit Selbstvertrauen, aber etwas beunruhigt in dieser schrecklichen Dunkelheit, die meinen Atem noch unterdrückt. Ruhen ist mir verboten. Die Sterne bleiben da, gegenwärtig, unveränderlich. Ich starre sie stundenlang an. Ich meditiere, aufmerksam auf das geringste Signal und warte auf eine Antwort auf meine telepathischen Rufe.

Aber auch bei bestem Willen, geschieht absolut nichts. Am Freitag, dem 11. April 1975, gehe ich mit Trostlosigkeit in der Seele ein letztes Mal zu dem Fusse des Colombier. Das Sprichwort heisst: “< aller guten Dinge sind drei ”>, wird es sich bestätigen? Als ich unter dem Himmel stehe, respektiere ich ein letztes Mal das Schweigen, angesichts des Unbekannten, mit dem Kopf gen Himmel, ohne je nachzugeben. Es ist dreiundzwanzig Uhr. Jetzt wird alles geschehen. Es ist unerträglich zu glauben, dass es in den Tiefen des Universums keine anderen Zivilisationen geben kann, die weiter fortgeschritten sind als unsere. Sie beobachten uns sehr genau. Meine Überzeugungen schwanken. Ein Gefühl der Traurigkeit überwältigt mich.

Ich komme mir so klein vor, so schwach. Besiegt, bin ich kurz davor meinen Kopf hängen zu lassen. Plötzlich passiert etwas. Hoch oben am Himmel glaube ich sehen zu können, wie ein Lichtschleier so schnell verschwindet, wie er aufgetaucht ist. Ich kann mir jedoch nicht sicher sein, ob das ein Beweis für mich ist. Es könnte eine natürliche Ursache ,eine Sehschwäche oder irgendeine Gehirnstörung gewesen sein. Von Zweifeln geplagt, halte ich meine mentale Sendung in den Weltraum aufrecht und bereite mich auf jedes, von ihnen gesendete Zeichen vor.

Plötzlich überkommt mich ein Gefühl der Leere in der Hinterhauptsregion. Mein Kopf kippt noch mehr. Er wendet sich unaufhaltsam einem Stern von bemerkenswerter Brillanz. Ist das nicht Arcturus? Ich werde ihn später identifizieren. In einem Zustand unwirklicher Wahrnehmung wandert ein leuchtender Fleck von der Grösse eines Halbmondes zwischen ihm und mir. Dann fällt er zu Boden, als hätte er das Himmelsgewölbe durchtrennt. Gleichzeitig nehme ich im Geiste seltsame Konsonanzen in der Zahl von drei “< ante ”>, “< ole ”>, “< ma ”> wahr.

  • Ah Das wars, ich habe es geschafft.

Ich balle meine Fäuste. Ich strecke sie gen Himmel. Ich spreche zu den Ausserirdischen :

  • Ich danke Euch, Herren, für das, was Ihr als Belohnung für meine Bemühungengetan getan habt.

Aix Sternschnuppe 1975
Aix Sternschnuppe 1975
Dann stehe ich auf. Ich gehe ein paar Schritte in die Lichtung hinein. Alles ist ruhig. Niemand ahnt, was gerade passiert ist. Keine Zeugen, so dass ich noch eine Weile bleiben kann. Wenige Minuten später, mit immer aufmerksamerem Blick, geht ein weiterer Lichtfleck vorbei. Er ist kleiner und durchquert einen grossen Teil des Himmels. Ich bin müde und entscheide mich, jetzt erstmal aufzuhören.

Was für eine fantastische Offenbarung diese leuchtende Passage! War es ein Raumschiff-Zünder, der zu schnell entdeckt wurde? Alles, was ich sah, war ein leuchtender Heiligenschein. Nun bin ich gezwungen, an diese priviligierten Orte zurückzukehren. In Zukunft wird es Pflicht sein, mit diesen Intiligenzen zu kommunizieren. Von nun an verflüchtigt sich der Zweifel in mir. Als Ersatz für ihn gibt es Gewissenheit. Begeistert von einem solchen Interesse, komme ich in den nächsten Nächten wieder. Ich sehe zweimal das gleiche Phänomen. Lichtflecken passieren sehr schnell den Sternenhimmel. Dann verschwinden sie in der Nacht.

Dazu kommt ein unglaubliches Erkenntnis. Zwei Sternschnuppen durchquerten die Nacht bei jeder meiner mentalen Formulierung. Am Donnerstag, dem 15.Mai, sehe ich zwei kleine helle Flecken, und einen dritten sehr kleinen. Ausserdem kreuzt, wie beim ersten Mal, ein kleiner gelber Ball mit hoher Geschwindigkeit den Himmel.

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